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Tag: Selbstwirksamkeit

Von der Selbstwirksamkeit zur Beziehungsfähigkeit

Brückengedanke der Woche

„Die kann ich nicht trennen, die sind befreundet“ mit dem Argument stand unser Jüngster vor Jahren vor mir, als es darum ging, ein Stofftier für die externe Übernachtung auszusuchen. Ich weiss nicht mehr, was ich gesagt habe, aber anscheinend habe ich der Beziehung der beiden Stofftiere nicht geschadet, er hat beide mitgenommen und es war später nie wieder ein Thema, mehr als eines mitzunehmen. Es scheint mir gelungen zu sein, mit ihm in Beziehung zu bleiben, ohne meine Bedürfnisse (keinen Koffer mit Stofftieren zu schleppen) über Bord zu werfen.

Oft ist das Ergebnis einer Diskussion, einer Meinungsverschiedenheit ein anderes, da ziehen wir manchmal ohne klaren Grund fürs Gegenüber eine emotionale Zugbrücke hoch. Das kann zu Missverständnissen und Konflikten führen. Und am Schluss stehen sich zwei Brückenköpfe ohne Bezug zueinander gegenüber. Duellieren sich mit Worten oder verfallen in Sprachlosigkeit. Die Fähigkeit, diese Zugbrücke bewusst zu steuern, hängt mit unserer Selbstwirksamkeit zusammen. Wenn wir uns unserer eigenen Handlungsfähigkeit bewusst sind, können wir uns auf andere einlassen, ohne Angst zu haben, uns selbst zu verlieren und brauchen die Zugbrücke nicht reflexartig hochziehen.

Mir hat das Entdecken meines somatischen Markers, wenn ich am Kurbeln der Zugbrücke bin, geholfen. Das Wahrnehmen meines angespannten Kiefers ermöglicht mir, das bewusste Entspannen desselben sowie das spätere Reflektieren der Situation, um dann in meiner Selbstwirksamkeit zu wachsen. Da ist der Kollegin, die mir vorwirft, mich nicht an eine Absprache gehalten zu haben. Ich habe die Wahl aus der Beziehung auszusteigen und die Zugbrücke hochzufahren oder nachzufragen, wie sie das meint, an was sie ihre Meinung festmacht. Oder der Kollege, der meine Idee mit seiner Idee torpediert. Zugbrücke hoch oder prüfen, ob seine Idee nicht wirklich besser ist. Und dann in Ruhe die Vor- und Nachteile beider Ideen aufzeigen. Oder da war mein vierjähriger Junior, der seine Stofftiere nicht trennen wollte …

Herzliche Grüsse aus der Sova, Christiane

Bildquelle: unsplash.com

Selbstwirksamkeit und Handlungsfähigkeit: Fokussieren auf Ressourcen

Brückengedanke der Woche

Gemeinsam mit meiner Mutter, welche kurz vorher erfahren hatte, dass sie Krebs hatte, sass ich vor 12 Jahren bei der Patientenkompetenz. Meine Mutter, sonst ein sehr optimistischer Mensch, gab etwas resigniert auf die Frage, was das Thema sei, zur Antwort, nun, ich bin krank. Ich werde nie die Antwort des Arztes vergessen: «sehen sie, 1% von ihnen ist krank, 99% ist gesund». Dieser Einwand hat eine Brücke geschlagen und sie hat die Zeit, die ihr geblieben ist, aktiv gestaltet. Seit dieser Geschichte fällt mir immer wieder auf wie stark wir Menschen dazu neigen, auf das zu schauen, was unsere Handlungsoptionen einschränkt, anstelle uns auf die uns zur Verfügung stehenden Optionen und Möglichkeiten zu fokussieren.

Selbstwirksamkeit besteht nicht nur in der Fähigkeit, selbst wirksam zu sein, sondern auch aus dem Glauben daran selbst wirksam sein zu können. Letztendlich ist es der Glaube daran, der unseren Blick vom Einschränkenden auf das Machbare lenkt und die Fähigkeit, die uns dazu bringt, diesen Handlungsspielraum zu nutzen.

Da ist die eine Kollegin, die mir das Leben schwer macht, und mich davon abhält, am Morgen gerne zur Arbeit zu gehen. Oder da ist die Weiterbildung, die ich nicht bewilligt bekommen habe. Wie eine Spirale können mich diese Gedanken umkreisen und in einen Sog von Selbstmitleid und Handlungsunfähigkeit ziehen. Am Schluss stehen wir resigniert vor diesen «verschlossenen Türen» und haben die Hoffnung verloren, dass diese irgendwann von allein aufgehen.

Ob uns da der Perspektivenwechsel von den verschlossenen Türen zu den Ressourcen und Optionen gelingt, die uns zur Verfügung stehen, hängt von verschiedenen Optionen ab. Je mehr wir davon überzeugt sind, dass wir selbst wirksam sein können, je mehr wir es erlebt haben, selbst wirksam gewesen zu sein, umso schneller und einfacher fällt uns dieser Wandel. Wie im Fall meiner Mutter kann es auch ein Aussenstehender sein, der uns hilft, den Fokus auf das zu lenken, was wir beeinflussen können und das weg zu lassen, was ausserhalb unserer Kontrolle liegt. Und diese Hilfe von aussen z.B. in Form eines Coaches aktiv in Anspruch zu nehmen, wäre schon ein erster Schritt in Richtung Selbstwirksamkeit.

Herzliche Grüsse aus der Sova, Christiane

Bildquelle: pixabay.com